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Beginnt die eigentliche Erzählung der Malerei erst in der "Spiegelung" der Aussenwelt, die sie wesensgemäss ausschliesst? Gewinnt die Malerei Gegenwart nur aufgrund der Trauerarbeit an der unfixierbaren Realität, zu welcher sie unwillkürlich hinstrebt? Erklärt sich ihre Melancholie, also ihre Leichtigkeit daraus, Erscheinung unter Erscheinungen zu sein, als würde jemand Zigarettenrauch aus dem Fenster fächeln, "ein typischer Augenblick, insofern typisch, als er gleich wieder zerfiel und keine Geste, die ihn zu fixieren versucht, ihn zur Metapher machen wird." (Christina Viragh)
Flavio Micheli (1957 geboren, lebt in Zürich) versammelt in seinem Ausstellungskatalog für die Kunsthalle Winterthur eine Reihe neuerer farbiger Hinterglasbilder sowie Arbeiten für den öffentlichen Raum, die wie die Hinterglasbilder Fragen nach Präsenz des Bildes aufwerfen, nach der Spiegelung als instabilem Ort des Bildes, nach dem Verhältnis von Innen und Aussen, welches letztlich unentscheidbar bleibt. Patrick Frey schreibt in seinem Katalogessay: "F.M.s Bilder sind Selbstreflexionen. Dies als doppelt besetzter Begriff: einerseits macht F.M. Bilder, die sich perpetuieren, sich selbst abbildend reproduzieren; eine Art Bildermaschine. Zum zweiten enthalten seine Bilder spiegelbildliche Abbildungen des eigenen Körpers, er ist selbst im Bild und zwar in jener quai automatischen Form von Autoporträt: der Künstler erscheint im Bild fast etwas zufällig, wie nebenbei und absichtslos gerät er in den Fokus des Apparats."
Texte des Autors Patrick Frey ("Hinter Glas") und der Schriftstellerin Christina Viragh ("Was man übersieht").
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